Zusammenfassung
Es wurden 79 Fruchtwasserproben von 69 Patientinnen zwischen der 29. und 40. Schwangerschaftswoche
auf ihre Übereinstimmung hinsichtlich des Eintretens der Lungenreife und des Auftretens
allgemeiner Reifezeichen überprüft und mit der pulmonalen Funktion post partum verglichen.
Als Methode der Lungenreifebestimmung wurde die dynamische Oberflächenspannungsmessung
mit einer modifizierten Oberflächenspannungswaage nach Wilhelmy verwendet. »Allgemeine Reifezeichen« wurden mit Hilfe der Fettzellfärbung mit Nilblausulfat
bestimmt. Von den 79 Fruchtwasserproben waren mit der Nilblaumethode 49 Proben reif,
24 unreif und 6 grenzwertig. Mit der Oberflächenspannungsmessung waren 55 Proben reif,
19 unreif und 5 grenzwertig. Es ergibt sich daraus ein etwas verzögertes Ausreifen
der fetalen Talgdrüsenzellen (Fettzellen) gegenüber der fetalen Lungenreifung.
Eine Aufschlüsselung in drei Gestationsabschnitte zeigt eine Signifikanz der Übereinstimmung
beider Methoden in der Gruppe 36. bis 40. Schwangerschaftswoche (p< 0,01) und in der
Gruppe zwischen 32. und 35. Schwangerschaftswoche (p<0,05). Lediglich in der Gruppe
zwischen der 29. und 31. Schwangerschaftswoche besteht keine Signifikanz der Übereinstimmung.
Bei 24 Fällen erfolgte die Geburt binnen 72 Stunden nach der letzten Fruchtwasseruntersuchung.
Hier konnten beide Methoden auf ihre Übereinstimmung hinsichtlich der prognostischen
Aussagekraft bezüglich der kindlichen Lungenreife überprüft werden. Bei den 6 Fällen,
die nicht übereinstimmten, war die Wertigkeit etwa gleich. Der Vorteil der Nilblausulfatmethode
liegt in der einfachen, raschen Handhabung mit sehr geringen Fruchtwassermengen, wobei
das Risiko eines falsch positiven Befundes äußerst gering ist. Empfehlenswert erscheint
die Kontrolle nilblau-unreifer Proben mit der Oberflächenspannungswaage.
Nach unseren Ergebnissen kann die Fettzellfärbung als Screeningmethode auch für die
fetale Lungenreife empfohlen werden.
Abstract
79 samples of amniotic fluid in 69 pregnancies between 29-40 weeks of gestation were
examined for foetal lung maturity (dynamic surface tension) and general maturity (Nile
Blue cytological test). Both parameters were compared with the pulmonary maturity
of the newborn post partum in 24 cases born within 72 hours after the last amniotic
fluid examination.
In 49 cases the Nile Blue cytological test showed mature values, in 24 cases immature
- and in 6 cases borderline values.
The dynamic surface tension measurement showed 55 mature, 19 immature and 5 borderline
results. These findings show an earlier maturation of the foetal lung compared with
the foetal sebaceous glands. Between 36 and 40 weeks of gestation we found a significant
(p<0.01) correlation between the two methods. Between 32 and 35 weeks of gestation,
the significance was less (p <0.05) and between 29 and 31 weeks of gestation no correlation
could be found.
The Nile Blue cytological test for lipid cells is easy to perform, requires less than
1 ml amniotic fluid and is not influenced by blood and meconium and shows no false
positive results.
Immature findings with the Nile Blue cytological test should be confirmed by other
lung maturity tests, like LS-ratio or amniotic dynamic tension measurement.
Therefore we can recommend this simple method for the screening of foetal lung maturity
as well.